Wenn die Schulter nicht mehr in der natürlichen Position gehalten werden kann, dann spricht man von einer Schulterinstabilität. Sehr häufig ist das nach einem gewaltsamen Auskugeln der Schulter (z. B. durch einen Sturz auf den ausgestreckten Arm) der Fall. Der Oberarmkopf verhakt sich dann am vorderen Pfannenrand und kann in den meisten Fällen nur durch einen Arzt unter Narkose im Krankenhaus wieder eingerenkt werden. Bei diesem Auskugeln reißt meistens auch das Gewebe am vorderen Pfannenrand ab. Dieses Gewebe besteht aus einem festen Faserknorpelring (s. g. Labrum), welcher die Pfanne so weit vergrößert, damit der in Relation fast 6 mal so große Oberarmkopf in Position gehalten werden kann. Wenn dieses Labrum nicht mehr in der richtigen Position verheilt ist, sind bestimmte Bewegungen (z. B. Wurfbewegungen) mit einem Instabilitätsgefühl verbunden und werden dann gemieden. Im schlimmsten Fall kommt es aber auch schon bei Bagatellbewegungen (Jacke vom Autorücksitz nach vorne ziehen, oder sogar nachts im Schlaf) zu einer erneuten Auskugelung. In den meisten Fällen kugelt die Schulter nach vorne aus, kann aber durch einen entsprechenden Unfallmechanismus nach hinten auskugeln, was jedoch viel seltener vorkommt.
Eine andere Form der Schulterinstabilität besteht bei Patienten, deren Schulter auch ohne Unfallmechanismus auskugelt. Diese Patienten blicken meist auf eine lange Vorgeschichte zurück mit vielen Ereignissen, nicht selten beidseits. Diese Auskugelungen sind dann oft auch in unterschiedliche Richtungen mit eher unspektakulären Ereignissen und spontanen Repositionen. Ein Wiedereinrenken der Schulter im Krankenhaus ist nahezu nie notwendig. Ursächlich ist meist eine weite Gelenkkapsel, in welcher der Oberarmkopf über den Pfannenrand rutschen kann und wieder zurück. Viele Zwischenformen dieser beiden Gruppen gibt es, wobei häufig eine der beiden Formen etwas mehr im Vordergrund steht.
Kann einer Schulterinstabilität konservativ behandelt werden?
Die konservative Therapie einer Schulterinstabilität führt meist nicht zum Erfolg, da weder eine Ruhigstellung noch ein Muskelaufbau die verletzten Strukturen in der Schulter wieder in der richtigen Position einheilen lässt.
Patienten mit einer unfallunabhängigen Schulter-Instabilität dagegen, haben eine große Chance, mit der Krankengymnastik eine stabile Schulter zu bekommen.
Instabile Schulter operieren
Die operative Stabilisierung der Schulter ist für die Patienten mit einer unfallbedingten Instabilität die Therapie der Wahl. Dabei ist das Alter der Patienten und die sportliche /berufliche Belastung bei der Beratung über die Notwendigkeit der Operation mit einzubeziehen. Die arthroskopische Operation kann ambulant durchgeführt werden. Es werden mehrere Nahtanker in den knöchernen Rand der Gelenkpfanne (Glenoid) eingebracht. Diese Anker haben Fäden, die mit speziellen arthroskopischen Instrumenten durch den abgerissenen Labrum-Ligamentkomplex durchgeführt werden. Anschließend werden die Fadenpaare verknotet, sodass die abgerissenen Strukturen wieder fest an der Gelenkpfanne anheften. Liegt die Verletzung schon weit zurück, sind die abgerissenen Strukturen meist schon in einer Fehlposition verheilt und müssen dann mit speziellen arthroskopischen Instrumenten erst einmal wieder mobilisiert werden. Dieser Eingriff an der Schulter kann ambulant durchgeführt werden.
Nachbehandlung Schulterstabilisierungs-Operation
Nach einer arthroskopischen Schulterstabilisierung muß die operierte Schulter 3-6 Wochen ruhiggestellt werden. Dazu wird nach der Operation ein s. g. Gilchristverband angelegt. Dieser Verband kann zum An- und Auskleiden und zur Körperhygiene abgenommen werden, ansonsten sollte er tagsüber und insbesondere nachts angelegt bleiben. Zusätzlich wird der Verband noch zur krankengymnastischen Therapie abgelegt. Zweimal pro Woche sollten Sie eine Physiotherapiepraxis aufsuchen. Damit der operierte Arm nach der Operation schnell abschwillt, wird häufig eine Lymphdrainage notwendig (eine Form der Gewebemassage, bei der die Lymphe wieder in ihre Bahnen zurück geleitet wird). Wir empfehlen zusätzlich die Einnahme eines nichtsteroidalen Antiphlogistikums sowie weiterer Schmerzmittel bei Bedarf, welche Ihnen nach der Operation mitgegeben werden.