Durch Überbelastung oder Stürze auf das Schultergelenk können die Knorpelüberzüge des Oberarmkopfes und der Gelenkpfanne Schäden erleiden. Kleine Knorpelaufbrüche können instabile Ränder haben, die nach und nach einbrechen und im weiteren Verlauf zu großflächigen Knorpelablösungen führen. An einigen Stellen im Gelenk reiben dann frei liegende Knochenanteile aneinander, was zu starken Schmerzen führen kann. Der Gelenkspalt verkleinert sich und zusätzlicher Knochen wird angebaut (sog. Osteophyten), welcher die darüberliegende Gelekkapsel spannt und dadurch zu einer zunehmenden Bewegungseinschränkung führt. Anfänglich kann diese Bewegungseinschränkung des Schultergelenkes durch das Schulterblatt kompensiert werden, später ist insbesondere der zunehmende Verlust der Außenrotation eine starke Behinderung. Da der Verlauf von einem isolierten Knorpelschaden bis hin zur kompletten Gelenkarthrose meist schleichend ist und auch im Röntgenbild und MRT erst spät zu erkennen ist, werden Patienten häufig erst sehr spät bei einem Schulterspezialisten vorgestellt.
Omarthrose konservativ behandeln
Wichtig ist es, die Diagnose Schulterarthrose früh zu erkennen, was wie oben schon erwähnt, im Anfangsstadium weder durch die klinische Untersuchung noch durch die Röntgen- oder MRT-Bildgebung sicher zu diagnostizieren ist. Nicht selten ist der Knorpelschaden im Schultergelenk eine Zufallsdiagnose, die bei dem standardisierten Rundgang einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung) entdeckt wird.
Ein wichtiges Ziel der konservativen Therapie ist es, eine Bewegungseinschränkung des Schultergelenkes zu verhindern. Insbesondere die Außenrotation ist ein wichtiger Parameter, der Ausdruck für eine zunehmende Verkürzung der Kapsel und der Rotatorenmanschette ist und damit das Ausmaß einer Arthrose indirekt zeigen kann.
Schulteroperation bei Arthrose des Schultergelenks
Ähnlich wie beim Hüft- und Kniegelenk gibt es auch für die Schulter einen künstlichen Gelenkersatz. Im Vergleich zu den jährlich in Deutschland implantierten Hüft- und Knieprothesen sind die Zahlen der implantierten Schulterprothesen eher gering. Vielleicht ist das auch der Grund für die noch vermehrte Skepsis der Patienten gegenüber dieser Operation. Dabei hat die Entwicklung der Schulterprothese in den letzten 40 Jahren einen enormen Wandel erfahren. Wir sprechen heute bei den modernen Implantaten von den „5. Generation Schulterprothesen“. Im Gegensatz zu den ersten Schulterprothesen können heute die modernen Implantate die individuelle Anatomie der Schulter nachbilden, was Voraussetzung für eine gute Gelenkfunktion postoperativ ist. Die Überlebensraten der Schulterprothesen sind vergleichbar mit denen der Hüft- und Knieprothesen bei insgesamt geringerer Komplikationsrate.
Heute werden für die unterschiedlichen Ausprägungen der Schultergelenksarthrose verschiedenartige Implantate angeboten. Die Palette der Implantatmodelle geht von dem Teilgelenkersatz des Oberarmkopfes über den kompletten Gelenkersatz (Oberarmkopf und Pfannenersatz) bis hin zu Spezialprothesen bei zusätzlicher Massenruptur der Rotatorenmanschette (s. g. Defektarthropathie). Im letzteren Fall spricht man von einer s.g. inversen Schulterprothese.
Auch wenn diese Operation für den Schulterchirurgen ein Standardeingriff ist, sind einige Vorbereitungen für die Operationsplanung notwendig. Neben einem Röntgenbild des Schultergelenkes ist eine MRT- und CT-Bildgebung erforderlich. In der MagnetResonanzTomographie wird unter anderem die Qualität der Rotatorenmanschette beurteilt. Die Rotatorenmanschette ist schließlich für die Funktion und Stabilität der Schulter nach einer solchen Operation wichtig. Die ComputerTomographie dagegen beurteilt die Knochenqualität. Die Verankerung der Implantate benötigt eine gute Knochenqualität, und damit ist eine solche Untersuchung für den Operateur zur Planung notwendig. Anhand der Röntgenaufnahme kann der Operateur schon vor der Operation die richtige Größe des Implantates bestimmen. Bei einer ausgeprägten Funktionsstörung der Schulter vor der Operation sollte auch eine neurologische Abklärung der Muskelinnervation erfolgen. Es wird hierbei bei einem Neurologen die Muskelaktivität (EMG) und Nervenleitungsgeschwindigkeit (NLG) beurteilt. Eine internistische Untersuchung mit Beurteilung der Herz-Kreislauffunktion bei einem Hausarzt ist ebenfalls sinnvoll. Hier wird eine EKG, Blutuntersuchung (Hb-Wert,Gerinnung, Serumchemie), und Röntgen-Lungenaufnahme gefordert.
Wenn diese ganzen Untersuchungen erfolgt sind, kann die Operation geplant werden. Eine Vorstellung bei einem Anästhesisten (Narkosearzt) erfolgt ebenfalls noch vor der Operation. Bei der Implantation einer Schulterprothese wird neben der Vollnarkose ein Schmerzkatheter empfohlen. Hierbei wird vor der Operation ein kleiner Katheter zu dem Nervengeflecht (Plexus) gelegt, der die Schulter versorgt. Das hat den Vorteil, dass die Patienten nach der Operation sich selbst über Knopfdruck Schmerzmittel geben können und somit die Tage nach der Operation so angenehm wie möglich gestalten können. Die Operation dauert ungefähr 120 Minuten. Nach der Operation wird eine Ruhigstellungsbandage angelegt. Die Operation wird unter Antibiotikaschutz durchgeführt. Der stationäre Aufenthalt beträgt in der Regel 5-7 Tage.
Nachbehandlung
Die operierte Schulter wird für 6 Wochen in einer Ruhigstellungsbandage immobilisiert. Ein individuelles Nachbehandlungsprotokoll wird für jedes Implantat erstellt. Eine Antibiotikaprophylaxe wird für einige Tage nach der Operation empfohlen. Das Absetzen der Antibiotikamedikamente wird nach regelmäßigen Blutkontrollen anhand der Entzündungsparameter festgelegt.
Noch während des stationären Aufenthaltes wird durch die Mitarbeiter des Sozialdienstes eine individuelle Rehabilitation geplant. Der Arzt stellt den Antrag für eine solche Therapie und die Rehakliniken melden sich dann im Anschluß an den stationären Aufenthalt bei dem Patienten, wann und wo die Therapie durchgeführt wird. Eine solche Rehabehandlung wird frühestens 6 Wochen (nach Abnahme des Ruhigstellungsverbandes) empfohlen.