Zu Bandinstabilitäten am Ellenbogengelenk kommt es entweder in der Folge eines Sturzes auf den ausgestreckten Arm (mit oder ohne Auskugeln des Gelenkes), oder aber durch sportartspezifische Bewegungsmuster mit repetetiven Mikrotraumen wie zum Beispiel beim Werfen oder Überkopfsport (Baseball, Handball, Tennis). Da bei einem Sturzereignis auf den ausgestreckten Arm die Zerreißung des Kapsel-Band-Apparates von außen (radial) nach innen (ulnar) abläuft, sind Verletzungen des äußeren Bandapparates (LUCL) mit einer daraus resultierenden Instabilität im Bereich des Speichenkopfes (posterolaterale Rotationsinstabilität) wesentlich häufiger als eine innere (ulnare) Seitenbandinstabilität. Gelegentlich sind radiale Instabilitäten auch Folge einer funktionellen Störung der Unterarmstrecksehnen mit hierdurch bedingter chronischer Überbelastung des Bandapparates (LUCL).
Typische Beschwerden beim instabilen Ellenbogengelenk
Patienten mit einer Instabilität des Ellenbogengelenkes berichten über wiederholtes Klicken, Knacken oder Schnappen des Gelenkes. Der Betroffene schildert, dass er lokale Schmerzen und ein Unsicherheitsgefühl des Ellenbogengelenkes bei belastenden Aktivitäten verspüre. Bei der posterolateralen Rotationsinstabilität werden insbesondere Stützbelastungen als unangenehm empfunden und vermieden. Bei der ulnaren Seitenbandinstabilität kommt es zu innenseitigen Ellenbogenschmerzen beim Ausholen und Beschleunigen des Balles im Wurfsport oder Treffen des Balles beim Überkopfsportler. Nicht selten kommt es durch die kompensatorische Überbelastung der Unterarmmuskulatur zu Beschwerden im Sinne eines Tennis- oder Golferellenbogens oder aber werden die Schmerzen des Patienten als solche fehlinterpretiert. In solchen Fällen kann die Diagnose gelegentlich erst durch eine Stabilitätsuntersuchung in Narkose und/oder Arthroskopie des Ellenbogengelenkes gestellt werden.
Konservative Therapie des instabilen Ellenbogengelenkes
In der Akutphase einer Bandverletzung des Ellenbogengelenkes kann eine kurzzeitige Ruhigstellung sinnvoll sein. Dabei sollte selbst bei einer stattgehabten Ellenbogenluxation ein Zeitraum von 6 Tagen nicht überschritten werden. Anschließend erfolgen die Mobilisation in einer Bewegungsorthese und die Aktivierung aller gelenküberspannenden Muskelgruppen. Diese werden auch beim konservativen Therapieversuch der chronischen Bandinstabilität trainiert.
Operative Therapie des instabilen Ellenbogengelenkes
Kommt es dennoch zu einer persistierenden Instabilität des Gelenkes ist bei entsprechender Symptomatik oder sportlichem Anspruch des Patienten eine Bandplastik indiziert. Vorgeschaltet ist immer eine Spiegelung (Arthroskopie) des Gelenkes um das genaue Ausmaß sowie die Richtung der Instabilität festzustellen. Im Anschluss wird das verletzte Seitenband durch eine körpereigene, verzichtbare Sehne ersetzt. Im Falle der posterolateralen Rotationsinstabilität, verursacht durch die Verletzung des äußeren Bandapparates (LUCL), wird hierfür zumeist ein ca. 5 mm breiter Streifen aus der Tricepssehne entnommen. Über jeweils ein Bohrloch in Elle und Oberarm wird das Transplantat im ursprünglichen Verlauf des LUCL fixiert. Zur Behandlung der medialen Instabilität wird hingegen über einen Schnitt am Knie eine Sehne der Oberschenkelrückseite entnommen (Gracilissehne). Diese wird über zwei kommunizierende Bohrkanäle durch die Elle gezogen und die beiden freien Enden mit Hilfe einer Schraube in einer Bohrung an der Innenseite des Oberarmknochens befestigt. Das Transplantat heilt in den Monaten nach der Operation fest in den Knochen ein.
Nachbehandlung nach Bandplastik am Ellenbogengelenk
Die Nachbehandlung nach operativer Bandplastik am Ellenbogengelenk schließt abschwellende Maßnahmen wie Lymphdrainage und Eistherapie, die Einnahme antiphlogistischer Medikamente sowie eine mehrmonatige krankengymnastische Beübung des Gelenkes ein. Für den Zeitraum von sechs Wochen nach der Operation muss eine Bewegungsorthese getragen werden, die im Falle der LUCL-Plastik in den ersten vier Wochen auf einen limitierten Bewegungsumfang von 80° eingestellt ist (Streckung/Beugung 0/10/90°). Im Anschluss kann mit einem vorsichtigen Krafttraining begonnen werden. Je nach Anforderung an den operierten Arm ist eine Rückkehr zum Sport nach vier bis sechs Monaten möglich.